Gerade habe ich meine Predigt für nächste Woche fertiggeschrieben. Ich bin erleichtert. Heute habe ich nach etwas Vorarbeit letzte Woche nur 2,5 Stunden dafür gebraucht – ein neuer Rekord. Und trotzdem behaupte ich: Es hätte schneller gehen können. Warum? Weil ich mein Handy neben mir liegen hatte. Und zwischendurch Nachrichten aufgeploppt sind. Weil ich die dann beantworten wollte und weil ich noch dringend eine Mail schicken musste….
The story of my life. „Ich muss noch schnell…“, „Ich muss noch dringend….“ Was für eine Falle. Denn in diesen Sätzen sind zwei wichtige Begriffe versteckt, die mir eigentlich vor Jahren mal helfen sollten, mich zu fokussieren.
Das „Eisenhower Prinzip“ sollte mir helfen, meine To-Dos zu ordnen: Was ist wichtig? Was ist nicht wichtig? dann: Was von den wichtigen Dingen dringend, was nicht dringend? Was von den UNwichtigen Dingen ist nicht dringend und was dringend?
Irgendwie erscheint mir IMMER ALLES wichtig und dringend. Kein Wunder, dass ich in der Vergangenheit immer wieder an meine Grenze zur Überlastung kam.
So oft hatte ich das Gefühl erdrückt zu werden von den Aufgaben und den Menschen um mich herum. Dabei war ich selbst die, die sich erdrückte. Nämlich mit Verantwortung, die nicht meine war.
Heute Morgen war es meine Aufgabe und meine Zeit, diese Predigt zu schreiben. Ich musste den ganzen Vormittag erstmal nichts weiter tun. Es gab für mich neben Gebet, Worship und dem Aufschreiben meiner Gedanken und Recherche nichts, was dringender und wichtiger war. Und trotzdem habe ich immer wieder Dinge, die wichtig aber nicht dringend waren, eingeschoben: Hier schnell antworten. Da noch was schreiben. Die Mail noch lesen….und schon war der Fokus weg.
Im letzten Jahr habe ich gemerkt, dass das ganz oft selbst in meiner Aufgabe in der Kirche passiert. Dieses Denken „unser Auftrag ist es, in die GANZE Welt zu gehen und den MENSCHEN zu erzählen, wer dieser Gott ist“, kann einen ganz schön überfordern. Zwar stimmt dieser Auftrag aus Matthäus 28,18, aber dieser Satz wurde ja nicht nur EINEM einzigen Jünger gesagt. Er wurde einer ganzen GRUPPE gesagt und etwas später kann man in der Apostelgeschichte nachlesen, dass sie sich aufgeteilt hatten. Manchmal sogar mit unterschiedlichen Sichtweisen, wenn man sich Paulus und Petrus anschaut. Jeder hatte seinen eigenen Bereich, seinen eigenen Weg, seine eigene Zielgruppe und sogar auch eigene Aufträge bzw. Autorität (Petrus hatte zum Beispiel von Jesus die Vollmacht zum Binden und Lösen von Dingen im Himmel und auf der Erde bekommen. Das hatte sonst niemand explizit bekommen.)
Im letzten Jahr habe ich gesehen, wie viele Leute sich Aufgaben und Verantwortungen von anderen zu ihren eigenen machen und somit ihren Fokus für ihre eigene Aufgabe verlieren und ihrem eigenen, individuellen Auftrag dadurch gar nicht mehr nachkommen.
Bist du auch so jemand, der aufsteht und etwas tut, weil es kein anderer macht? Auch hier: The story of my life: Im Klassenzimmer liegt Müll auf dem Boden. Der Levi hat den da mal wieder liegen lassen, nachdem er mit dem zerknüllten Papierball auf Lara geschmissen hat. Der Lehrer kommt rein, bittet darum, dass „JEMAND“ den Müll in den Mülleimer bringt. Levi denkt nicht mal dran sich zu rühren. Wer steht auf ùnd macht es? ICH.
Im Leben und auch in der Kirche habe ich so oft Situationen im letzten Jahr bemerkt, wo es genau so lief. Und bitte nicht falsch verstehen: ES BRAUCHT MENSCHEN, die voran gehen. Es BRAUCHT Menschen, die eine Gruppe zusammenhalten und Verantwortung übernehmen.
Was ich aber sagen möchte: So oft lassen wir uns von UNSEREN Aufgaben und von den Dingen, die Gott uns aufs Herz legt, wo er uns Leidenschaft für gibt, ablenken, weil wir denken, wir müssen doch noch da gebraucht werden oder dort helfen oder uns um diese dreißig Personen auch noch kümmern. Die Menschen brauchen doch Hilfe. JEMAND muss doch etwas tun. Und dabei verlieren wir unseren individuellen Auftrag, das, wo nur ICH gebraucht werden kann von diesem Schöpfer Gott, das verlieren wir aus den Augen. Weil wir nicht mit ihm drüber reden, sondern einfach anpacken. Hier und da und überall. Weil alles dringend und notwendig ist.
Ja, es gibt viele Baustellen in unserem Leben, in dieser Welt. Es gibt viel zu tun. Es gibt Nöte, es gibt Menschen, wo wir etwas tun können und auch sollen. Die Frage ist aber: Checken wir ab, ob es DRINGEND, NOTWENDIG für MICH ist?
Ich habe im letzten Jahr gemerkt, dass ich meinen Fokus immer wieder checken muss und möchte. Und ich persönlich möchte dazu immer wieder Gott fragen: WELCHE PERSONEN legst du mir aufs Herz? Im Normalfall sind das nicht 100! Nicht mal 10! Bei mir waren es dann 3 Personen, die ich plötzlich auf dem Herzen hatte, bewusst Zeit und Gebet in sie zu investieren. Dadurch fallen andere nicht aus dem Radar, aber der FOKUS ist auf diese drei. Diese drei sind WICHTIG und DRINGEND.
Bei Aufgaben ist es genau so: Ich habe Gott bewusst gefragt, wo mein Wirkungsfeld in diesem Jahr sein soll. Ich habe viele Ideen. Viele Träume. Aber den meisten Impact werde ich da haben, wo ich meinen Fokus hinlenke und wo Gott mit mir gemeinsam an mir und durch mich wirken möchte.
Was ist dein Fokus?
Was und wen legt Gott dir JETZT für eine gewisse Zeit aufs Herz?
Ich möchte dich ermutigen: Frage ihn. Schau, was jetzt deinen Fokus verdient und übergib alles, was dir sonst noch auffällt ihm. Bete darum, dass andere es genau so machen wie du, damit diese anderen Dinge genau so in den Fokus von denen Rücken, die ihn dort haben sollen.
Und dann lernen wir, was es heißt, wenn Jesus sagte: „Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht!“ oder auch was der Satz bedeutet: „Gott mutet mir nichts zu, was ich nicht tragen kann.“